Jive

4/4-Takt, 42 - 44 Takte/Minute

Eigentlich müsste es heissen: latein-amerikanische und amerikanische Tänze, hat der Jive mit Lateinamerika doch nichts gemeinsam. Genau aus diesem Grund nannte man in England die lateinamerikanischen Tänze früher "latin and american dances". Einzig die Musik verrät beim Jive mit ihrer Off-Beat-Betonung auf 2 und 4 einen gemeinsamen Ursprung mit anderen lateinamerikanischen Tänzen; dieser gemeinsame Ursprung liegt jedoch in Afrika.

Wie bei vielen Tänzen, hat sich der Jive im Verlauf der Zeit aus anderen Tänzen entwickelt. Aus dem Blues der Jahrhundertwende entwickelte sich in den 30er-Jahren, mit Jazzelementen vermischt, der Boogie-Woogie mit seiner gleichbleibenden Bassbegleitung der linken Hand (Klavier). Nachdem sowohl der Blues wie auch der Boogie-Woogie anfänglich nur von Schwarzen ausgeführt wurden, verhalfen Tommy Dorsey und seine Bigband 1938 dem Boogie-Woogie zum Durchbruch. Aus dem Boogie-Woogie-Rhythmus entstand 1940 der Jitterbug, der im 2. Weltkrieg dank den amerikanischen Soldaten nach Europa kam. In England wurde aus dem Jitterbug der Jive entwickelt und erlebte dort 1944 einen ersten Höhepunkt, vor allem unter Teenagern.

Nach dem Krieg wurde der Jive vielerorts verboten (z.B. in England 1949), konnte jedoch in seinem Triumphzug nicht aufgehalten werden. In den 50er-Jahren folgte die Rock'n'Roll-Welle mit u.a. Bill Haley, worauf sich die Generationen noch mehr auseinander lebten. 1955 wurden die Verbotstafeln in England ("No Jive allowed") durch andere ersetzt: "No Jive allowed except during Rumbas and Sambas", was für ein Fortschritt! Nachdem sich der Rock'n'Roll als noch wilder erwiesen hatte, war die Akzeptanz für den Jive weiter gestiegen und er wurde Ende der 60er-Jahre als 5. Tanz bei den Profi-Turnieren eingeführt und 1976 bei den Amateuren.
Text Copyright © 2001-2005, Evelyne und Michael Scherer