Paso Doble

2/4-Takt, 60 - 62 Takte/Minute

1790 gab es in Frankreich einen Infanteriemarsch namens "Pas redoublé". Dieser Marsch, in Spanien auch als "El Soleo" bekannt, wurde wie alle Märsche im 2/4-Takt gespielt (jeder zweite Schritt betont) mit ca. 130 Schritten pro Minute. Zu deutsch heisst Paso Doble Doppelschritt. Es wird vermutete, dass der erwähnte Marsch u.a. beim Einzug der Toreros in die Stierkampfarena gespielt worden ist. Die Regeln und Rituale des Stierkampfes wurden im 18. Jahrhundert in Andalusien festgelegt, und 1910 entstand daraus in Frankreich der Paso Doble zuerst als Stierkampf-Pantomime, dann als eigenständiger Tanz (daher auch die französischen Figurennamen).

Der Paso Doble hebt sich insbesondere durch die Musik, die Haltung, die fehlenden Hüftbewegungen und die Fusstechnik von den anderen lateinamerikanischen Tänzen ab. Ein Paso Doble-Musikstück baut sich auf aus einer Einleitung und drei Hauptteilen mit genau festgelegten Höhepunkten. Evelyn Hörmann, eine bekannte deutsche Tanztrainerin, sagt zum Paso Doble:

"Der Paso Doble ist bekanntlich der Tanz des Herrn. Turnierleiter pflegen das Publikum darüber zu informieren, dass die Dame 'nur' das rote Tuch ist, mit dem der Torero den imaginären Stier reizt und täuscht. Dass sie hier ganz entschieden die zweite Geige spielt, gibt die Dame u.a. schon durch ihre etwas gesenkte Kopfhaltung zu erkennen. Beim genauen Hinsehen sind aber eine Menge von Bewegungen zu beobachten, bei denen sich die Dame ganz emanzipiert benimmt und, vor allem in den Flamenco-Schritten spiegelbildlich das gleiche tut wie der Herr. Die Auseinandersetzung zwischen Torero (Symbol der geistig-menschlichen Geschicklichkeit) und Stier (Symbol der tierischen Kraft) macht auch nur einen Teil des Stierkampfes aus. Es passiert beim echten Stierkampf schon eine Menge, bevor der Stier überhaupt in die Arena kommt, und es passiert noch viel mehr, bis der Torero in Kontakt mit dem Stier tritt. Viel Tänzerisches ist im 'Spiel', wenn der Torero sich ausführlich dem Publikum präsentiert und wenn die Picadores und die Banderillos den Stier umkreisen. Das heisst, gerade dann, wenn wir den Paso Doble ganz strikt als Tanz auffassen, der aus dem Geist des Stierkampfes heraus geboren wurde, brauchen wir auf dem Parkett durchaus nicht ständig das Gefühl zu haben, mit einem Stier zu kämpfen."
Text Copyright © 2001-2005, Evelyne und Michael Scherer